Gibt es Unterschiede in der Lebensmittelqualität zwischen «Bio» und konventionell?
Viele Konsumentinnen und Konsumenten glauben immer noch, dass «Bio» ein reiner Marketinggag und sowieso überteuert sei. Die Gegner unter den Fachleuten behaupten zusätzlich, es brauche noch mehr Forschungsbedarf, um einen signifikanten Unterschied zwischen konventionellem Landbau und «Bio» festzumachen.
Doch es braucht weder noch…
Ein 25-jähriger DOK-Versuch vom FibL, dem renommierten Forschungsinstitut für biologischen Landbau, hat die konventionelle IP-Anbaumethode mit dem bioorganischen- und dem biodynamischen Landbau verglichen und festgestellt, dass es signifikante Effekte vor allem auch bei der biodynamischen Anbauweise gibt. Wie die Effekte bei der biodynamischen Landbaumethode zustande kommen, ist noch nicht im Detail geklärt. Die Effekte lassen sich auch nicht auf einzelne Massnahmen wie zum Beispiel dem Präparateinsatz 500 Hornmist reduzieren. Es sind die zahlreichen, vernetzten Massnahmen, die eine Wirkung zeigen – also die Anwendung von verschiedenen Ökosystemprinzipien. Und es braucht seine Zeit, bis sich ein Ökosystem in ein gesundes Fliessgleichgewicht gebracht hat und sich selbst reguliert. Da reicht die vorgeschriebene Umstellungsfrist von 5 Jahren nicht. Es sind schon 10 Jahre nötig, um die gewünschten Erfolge zu erzielen.
Aber nicht nur das Ökosystem profitiert, sondern auch die Lebensmittelqualität. In Bezug auf Inhaltstoffe wie Vitamine, Mineral- und sekundäre Pflanzenstoffe ergeben sich positive Veränderungen. Und das hat oft auch eine Genusssteigerung zur Folge. Natürlich nicht so sehr in hochverarbeiteten Fertiggerichten, sondern vielmehr in den rohen Ausgangsprodukten.
Und zu teuer sind diese hochwertigen Biolebensmittel keinesfalls. Denn die Preiswahrheit wird verfälscht. Zum einen schlagen die Grossverteiler bis zu 27% Marge auf die Biolebensmittel, ohne das der Landwirt in den Genuss dieser massiven Preiserhöhung kommt. Wird er meist mit nur 2 – 5 % Mehreinnahmen mit dem Risiko, dass er auf sich nimmt, allein gelassen. Die Produktionskosten sind zwar nicht in dem Masse höher, aber wir plädieren trotzdem für eine Wertschöpfungsumkehrung nach hinten zu den Menschen, die die grösste Wertschätzung verdienen, nämlich den Landwirten.
Aber eigentlich sind nicht die Biolebensmittel zu teuer, sondern die konventionellen zu günstig. Denn würde man die ganzen Folgekosten mit einrechnen, die beim konventionellen Anbau in der Bodendegeneration verursacht werden, von der Gewässerbelastung gar nicht erst zu reden, müssten in einer Vollkostenrechnung die konventionell angebauten Lebensmittel doch wesentlich teurer sein.
Die Schweiz wurde zudem wiederholt von der UNO gerügt, weil unsere derzeitige Landbaupraxis die ratifizierten Ziele in Sachen Biodiversität bis jetzt keinesfalls erfüllen. Es bestehen zwar Massnahmenkataloge beim Bund, aber die Umsetzungskonzepte fehlen nach wie vor. Verzeichnet doch die Schweiz im europäischen Durchschnitt immer noch die grössten Artenverluste.
In einem weiteren Blog werden wir etwas genauer auf die Unterschiede in der Lebensmittelqualität eingehen und erklären, was eine Bioregion ist und wieso wir bestrebt sind, eine solche Ökoregion zu lancieren.