Tiefenökologie

Wir brauchen ein neues Verhalten gegenüber allem was lebt und dazu braucht es ein neues ökologisches Denken. Ansonsten wird sich nicht viel ändern, oder die Veränderungen bleiben nur kosmetischer Art.

Angesicht der zunehmenden Krisen – und nicht nur betreffend der aktuellen Umweltkrise, ist es nötig, dass ökologische Denken auszuweiten. Die Menschen müssen begreifen, dass eine Wahrnehmungs- und Kulturkrise den zerstörerischen Umgang mit der Mitwelt die Basis des Problems darstellt.

Dazu braucht es zwei grundlegende Zugänge. Joanna Macy beschreibt einen Zugang über die ganzheitliche Wahrnehmung, über das Empfinden und Fühlen und nicht über das Denken. Diese Empfindungen nehmen natürlich auch Bezug auf das systemische Denken. Ein wichtiger Zugang, denn die Gefühle – der Weltenschmerz darf nicht verdrängt werden. Aber die Gefahr besteht, dass dieser Schmerz Angst auslöst und diese Ängste können lähmend wirken.

In der Arbeit von Macy geht es aber darum die Gefühle der aktuellen Bedrohungslagen und Verzweiflung umzuwandeln in die Gefühle des Mutes. Ihr geht es darum, den Menschen die Wege zu einem ökologischen Frieden aufzuzeigen. Der Unfriede zwischen den Menschen und die Gewalt gegenüber der Natur sind Ergebnisse einer Selbst-Entfremdung des Menschen.

Den von Macy entwickelte Weg besteht darin, intellektuelles Wissen gefühlsmässig und körperlich erlebbar zu machen, das Wissen mit Leben zu erfüllen und in eine spirituelle orientierte Wechselwirkung mit der sozialen und natürlichen Umwelt zu bringen. Ziel ist es, die Menschen mit der lebendigen Mutter Erde als eigener Organismus zu verbinden, um eine Erweiterung des Bewusstseins einzuleiten.

Der zweite Ansatz geht über das Denken, über einen kognitiven Ansatz, der unter anderem von Arne Naess und anderen Denkern wie Fritjof Capra und Michael E. Zimmermann verfolgt wurde und wird. Insbesondere das tiefenökologischen Modell von Naess ist für uns ein ganzheitlicher Denkansatz zur Entfaltung des ökologischen Selbst. Im Zentrum werden vier wichtigen Dinge einer ökologischen Gesinnung zusammengeführt. Kognitiv, die Einsicht und Erkenntnis einer neuen kosmologischen Weltsicht, Spirituell, in dem Gewahrsein einer geistigen Praxis in der Achtsamkeit gegenüber allem was ist, Emotional, im Mitgefühl und bewussten Erleben der inneren Reaktionen und im Vertrauen in die Kraft des Lebens, und nicht zuletzt Praktisch-Strategisch, im Engagement und in der Praxis für eine politisch-ökologische Teilnahme.

Zusammen mit diesen beiden wechselseitig befruchtenden Ansätzen der tiefenökologischen Bewegung wird auf der Grundlage eines veränderten Weltbildes, eines neuen Verständnisses von Selbstwirksamkeit und einer umfassenden Weltethik für praktische Projekte zur Verbesserung der Lebensverhältnisse beigetragen. Denn ein biozentrisches Weltbild trennt den Menschen nie von seiner natürlichen-sozialen Umwelt. Gestützt wird dieses Weltbild von Forschungsergebnissen, der Theorie ökologischer Systeme, speziell die Gaia-Theorie von James Lovelock. Die Einsicht also, in die vernetzten Prozesse, die sich in ihrer Verbundenheit selbst organisieren.

Frieden setzt voraus, dass die über Tausende von Jahren praktizierte Trennung zwischen Mensch und Mensch sowie Mensch und Natur überwunden wird. Die verbindende Kraft liegt im Wiedererwachen einer nichtdualistischen Spiritualität und führt zum Erleben einer Körper-Geist-Einheit.

Werte einer tiefenökologischen Bewegung:
  • Achtung der Lebensprozesse
  • Basisdemokratie
  • Persönliche und soziale Verantwortung
  • Gewaltlosigkeit
  • Dezentralisierung
  • Lokale, gemeinschaftsgetragene Ökonomie
  • Transpatriarchale Beziehungen
  • Respekt der Vielfalt
  • Globale Verantwortung
  • Generationenbewusstsein

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